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Erster „Hands-On“ OP-Kurs zur minimal-invasiven Dickdarmchirurgie an Körperspendern

18.04.2023: Gemeinsam mit dem End- und Dickdarmzentrum Hannover, der Anatomie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und der Allgemeinchirurgie des Vinzenzkrankenhauses fand Ende März über zwei Tage verteilt erstmalig ein Kurs zur minimal-invasiven Chirurgie des Kolons in den Räumlichkeiten der MHH statt.

Der wissenschaftliche Schwerpunkt wurde durch die chirurgische Klinik des Vinzenzkrankenhauses unter der Leitung von Prof. Dr. Moritz Kleine gesetzt. Durch die Etablierung des laparoskopischen Standards und dem onkologischen Anspruch der kompletten mesokolischen Exzision (CME) hat sich die Hemikolektomie rechts (Entfernung des rechtsseitigen Dickdarmes) zum minimal-invasiven Eingriff mit hohem Anspruch an das chirurgische Können entwickelt. Der interdisziplinäre Kurs richtete sich vor allem an chirurgisch erfahrene Kolleg*innen mit Facharztreife, um unter Supervision erfahrener kolo-rektaler Chirurgen technisch anspruchsvolle Schritte der Kolonchirurgie zu trainieren. Neben dem praktischen Teil, der Erlangung von chirurgischen Fertigkeiten an Körperspendern, gab es auch wichtigen theoretischen Input. „Es wurde Hintergrundwissen zu chirurgischen Aspekten der onkologischen Therapie des Kolonkarzinoms, sowie chirurgisch technischer Aspekte der minimalinvasiven onkologischen Kolonchirurgie vermittelt“, berichtet Prof. Kleine.

Weiterer Bestandteil der Fortbildung war ein interner Notfallkurs, der in Kooperation mit der Abteilung für Anästhesiologie unter der Leitung von PD Dr. Lars-Henrik Witt und der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie aus dem Vinzenzkrankenhaus stattfand, um die manuellen Abläufe bei der Notfall-Koniotomie und der Thoraxdrainagenanlage zu trainieren. „Die Notfall-Koniotomie bei akuter Verlegung der oberen Atemwege ist eine sehr seltene Intervention und erfordert umgehendes routiniertes Vorgehen. Ein Anleiten dieses Eingriffes im Klinikalltag ist aufgrund des sehr seltenen Indikation unmöglich, sodass Trainingsmodelle unerlässlich sind. Das Training am Körperspender stellt daher für unsere Abteilungen eine einzigartige Gelegenheit dar“, erläutert Prof. Kleine.

„Die 15 freien Plätze waren sehr schnell ausgebucht. Dies spiegelt den hohen Bedarf an praktischen Weiterbildungsprogrammen wieder“, so Prof. Kleine. „Die chirurgische Ausbildung ist unter dem aktuellen Zeit- und Kostendruck der Kliniken immer schwieriger umzusetzen. Daher besteht ein erheblicher Bedarf an Fortbildungsmöglichkeiten, bei denen der chirurgische Nachwuchs manuelle Fähigkeiten außerhalb des Klinikalltages entwickeln kann

Ein solcher, interdisziplinärer Kurs ist daher sehr wichtig.“ Für einen effektiven Lernerfolg ist ein klinisch relevantes Modell unerlässlich: Die sogenannten Laparoskopietrainer sind „Plastikboxen“ in denen unter Kamerasicht Knotenübungen und Geschicklichkeitsübungen durchgeführt werden können. Diese Trainer sind weit verbreitet, stellen aber für das Training der minmal-invasiven Präparation kein geeignetes Modell dar. Im Gegensatz dazu ermöglicht die Präparation an Körperspendern sowohl bei der offenen, als auch der laparoskopischen Chirurgie die schichtgerechte, organbezogene Präparation.

Die Teilnehmenden konnten das primäre Kursziel, eine laparoskopische und/oder offene Hemikolektomie rechts durchzuführen, umsetzen. Darüber hinaus wurden viele weitere chirurgische Eingriffe der Kolonchirurgie und hepato-biliären Chirurgie durchgeführt. Für 2024 ist bereits ein vergleichbarer Kurs in Planung.

Unterstützung erhielten die Kliniken durch die Firmen CorzaMedical, Storz, Olympus, und Medtronic in Form von technischen Materialien wie modernsten Ultraschalldissectoren, 4K Bildgebung und laparoskopischen Klammernahtgeräten.