Seit 32 Jahren bildet die Berufsfachschule Pflege des Vinzenz Fachkräfte aus. Menschen, die von Anfang an dabei sind, beschreiben die Entwicklung.
Seit 1990 gibt es am Vinzenz alle Fachabteilungen, die für die dreijährige Krankenpflegeausbildung notwendig sind. „Krankenhausoberin Schwester Notburga und Verwaltungsleiter Peter Maibaum nahmen damals Kontakt zur Bezirksregierung auf, um die Ausbildung genehmigen zu lassen“, erinnert sich Dr. Dieter Schikanski, einer der zwei ersten Lehrkräfte und späterer Schulleiter. Diese Entscheidung sichert bis heute die Ausbildung qualifizierter Pflegekräfte für das Vinzenz. Seither haben 518 Schülerinnen und Schüler ihr Examen im Vinzenzkrankenhaus bestanden. 106 von ihnen arbeiten noch heute in unterschiedlichsten Bereichen des Hauses.
Preisgekrönter erster Jahrgang
Die erste Klasse startete mit 14 Schülerinnen und sechs Schülern, parallel dazu lief der letzte Jahrgang in der Krankenpflegehilfe. Jeder trug, anders als heute, eigene Dienstkleidung, die er selbst anschaffen musste. Beate Bugdoll, Schülerin der ersten Stunde und heute Mitglied der Pflegedirektion, erinnert sich: „Oft war der Unterricht unspektakulär. Aber Physiotherapeut und Leiter der Bäderabteilung Werner Schlager hat uns anhand einer Schweinelunge Anatomie und Physiologie erklärt. Die Stunden waren mehr als amüsant. Auch praktische Übungen zum Gipsen bleiben in Erinnerung. Wir haben eine Klassenfahrt nach Straßburg gemacht und eine Uni für Krankenpflege besucht – damals schon akademisch. Mit vier Schülerinnen und Schülern haben wir in einem Wettbewerb der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft den ersten Platz erzielt. Aufgabe war es, Berufseinsteigern die Krankenpflege einfach darzustellen. Für ein Interview wurden wir sogar zum NDR eingeladen. Das war sehr aufregend.“
Die ersten zwanzig Jahre
Aus verschiedenen Bereichen des Vinzenzkrankenhauses waren Kolleginnen und Kollegen an der Ausbildung beteiligt, dazu zählten Ärzte, Diätassistentinnen, Leitungen der Personalabteilung und der Abteilung für Wirtschaft und Versorgung, die Seelsorge und die Physiotherapie (damals noch physikalische Therapie). Für Physik und Chemie kamen externe Dozenten. Bereits 1993 wurden zwei weitere Krankenpflegekurse eingerichtet. Damit kam eine hauptamtliche Lehrkraft hinzu sowie Elke Börner als freigestellte Praxisanleiterin, die bis heute im Haus ist. Später wurde die Anzahl der Ausbildungsplätze auf 68 erhöht, verteilt auf drei Klassen. Bis 2010 befand sich die Schule im Hauptgebäude. In dem Bereich der heutigen Eingangshalle und des Medizinischen Aufnahmezentrums gab es einen etwa einhundert Quadratmeter großen Schulraum. Durch eine Verbindungstür war er mit dem Schulleiterbüro verbunden. In unmittelbarer Nähe befanden sich Büros der Oberinnen, der Verwaltung und der EDV.
Nah beieinander
Dirk Molendzki, ebenfalls einer der beiden ersten Lehrer, erzählt: „Die Einrichtung bestand aus Tischen, in U‑Form aufgestellt. Es gab einen Wandschrank für Kreide, Overheadprojektorfolien, Schautafeln zum Aufhängen, Bücher, Dia- und Filmprojektor, Episkop. Vorn stand der Lehrertisch mit Overheadprojektor, die fahrbare Tafel und eine Leinwand zur Projektion. Hinten stand ein Bett für Demonstrationszwecke.“ Ein zweiter kleiner Unterrichtsraum – ein ehemaliges Wohnzimmer der Ordensschwestern – befand sich im heutigen Haus Elisabeth, dort ist heute das Schreibbüro. „In diesem Raum und der davor liegenden Halle fanden auch die Examenspartys statt. Durch die Trennung der Unterrichtsräume konnte es vorkommen, dass die Lehrkraft nicht sofort sah, wenn ein Dozent fehlte. Die Azubis nahmen das als willkommene Pause“, weiß Dirk Molendzki. Weitere Schulbüros befanden sich im heutigen Haus Elisabeth. In unmittelbarer Nähe gab es Zimmer von Auszubildenden. Man teilte sich Küche und Sanitärräume, Lehrkräfte und Azubis begegneten sich häufig. Ebenso häufig zogen Kochgerüche über den Flur und in die Büros. Fachpraktischer Unterricht fand schon mal im Übergang zwischen Station 2 und Ordenshaus statt. Dort war Platz für vier Betten, es konnte zeitgleich eine größere Schülergruppe praktische Übungen durchführen. Mitarbeitende spazierten mitten durch den Unterricht, um in das andere Haus zu gelangen.
Entwicklung der Ausbildung
Die Schule ist im Juni 2010 an den heutigen Ort ins Haus Elisabeth umgezogen. Damals war die technische Ausstattung mit Beamer, Laptop und Whiteboard ein echtes Highlight. Im Frühjahr 2022 wurden Smartboards, die digitaleren und interaktiveren Unterricht ermöglichen, installiert. Mit neuen gesetzlichen Regelungen änderte sich über die Jahre die Berufsbezeichnung: von Krankenschwester und Krankenpfleger (bis 2003) über die Gesundheits- und Krankenpflegenden (bis Ende 2019) zur Pflegefachfrau und zum Pflegefachmann (seit 2020). „Die Anzahl der Bewerbungen ist wie in anderen Bereichen zurückgegangen“, erzählt Beate Bugdoll. „In der Theorie sind durch zwei neue Ausbildungs- und Prüfungsverordnungen Inhalte hinzugekommen“, ergänzt Dirk Molendzki. Die generalistische Ausbildung erweitert die praktische Ausbildung um die Bereiche stationäre Langzeitpflege und Pädiatrie. Seit 2021 besteht die Möglichkeit, ausbildungsbegleitend angewandte Pflegewissenschaften mzu studieren sowie am internationalen Austauschprogramm Erasmus teilzunehmen. Das Vinzenz kooperiert dazu mit der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften. Etabliert ist die Teilnahme an diversen Ausbildungsmessen wie „AOK Ausbildungsworkshop“, „Lange Nacht der Berufe“, „Berufsparcours“, „Berufsorientierungstage der IGS Kronsberg“ und vielen weiteren.
Bier im Wohnheim
Die Pflege hat sich parallel zur Medizin stetig weiterentwickelt. In der Hygiene sind neue Standards entstanden, zum Beispiel für Verbandswechsel, Umgang mit multiresistenten Keimen und nicht zuletzt bezüglich Corona mit isolierten Patientinnen und Patienten in persönlicher Schutzausrüstung. Dirk Molendzki erinnert sich an das legendäre Silvester der Jahrtausendwende. Ab 22 Uhr befanden
sich mit ihm sechs Auszubildende und Elke Börner in Bereitschaft, falls man aufgrund von EDV-Ausfällen mehr Personal benötigt hätte. Gemeinsam mit der Klinikleitung und Mitarbeitenden aus verschiedensten Bereichen harrte man im Unterrichtsraum aus. Es lief alles ohne Pannen ab, sodass der Verwaltungsleiter um 2.30 Uhr Entwarnung gab. Die Schulgruppe beendete dieses besondere Silvester mit einem gemeinsamen Bier im Wohnheim.