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Intensive Arbeit

Daniela Wank und Daniel Paasche pflegen schwerstkranke Patienten auf der Intensivstation. Beide erzählen, wie sie ihre Arbeit erleben.

Daniela Wank bei der Arbeit

"Immer schon Intensivstation“, antwortet Daniela Wank auf die Frage, ob sie auch Erfahrung in anderen Pflegebereichen hat. Die 49-jährige arbeitet seit Januar 2021 auf der Vinzenz-Intensivstation, war davor aber viele Jahre in einem anderen hannoverschen Krankenhaus und lernte dann über eine Zeitarbeitsfirma das Vinzenzkrankenhaus kennen.
Heute gehört sie fest zum Team aus 45 Pflegekräften, die in Voll- und Teilzeit die Betreuung der intensivpflichtigen Patienten übernehmen. Einer ihrer Kollegen ist Daniel Paasche, der seit seiner Ausbildung 2013 im Vinzenz und seit 2016 auf der Intensivstation arbeitet, allerdings in Rotation mit Einsätzen in der Anästhesiepflege, die für die Fachweiterbildung Anästhesie- und Intensivpflege im Vinzenz verpflichtend ist.

 

Ganzheitliche Überwachung

Teamwork

Die Intensivstationen sind in Zusammenhang mit der Corona- Pandemie in aller Munde. Aber was steckt genau dahinter? Intensivpflege bedeutet die Versorgung und Behandlung von schwerstkranken Patienten. Patienten nach großen operativen Eingriff en, aber auch schwer Erkrankte zum Beispiel aus der Inneren und der Kardiologie werden hier behandelt und gepflegt. Dabei ist die zentrale Aufgabe die ganzheitliche Überwachung – von Kreislauf, Atmung, Ausscheidungen und vielem mehr –, kleinste Veränderungen müssen erkannt und den Krankheitsbildern zugeordnet werden. Nur so können alle Probleme sofort behandelt werden. Für die Pflegenden bedeutet das, die Überwachungsparameter wie Puls, Blutdruck, O2-Sättigung und Temperatur im Blick zu behalten.

Wir treffen Daniela Wank kurz nach der Übergabe um 13 Uhr. „Als Erstes bereite ich Medikamente vor“, erzählt sie. Sie zieht Spritzen auf, hierbei richtet sie sich nach dem Therapieplan von den Stationsärztinnen. Im Anschluss kontrolliert sie bei ihren Patienten die Monitore und Alarmeinstellungen. Einer der Patienten ist nicht ansprechbar. Damit durch das lange Liegen kein Dekubitus (Wundliegegeschwür) entsteht, muss seine Position regelmäßig geändert werden.

Daniel Paasche bei der Arbeit

Das macht sie gemeinsam mit ihrem Kollegen Daniel Paasche. „Das Besondere an meiner Arbeit ist, dass ich mich auf die Patienten konzentrieren kann, das ist nur möglich, weil wir in der Regel nicht mehr als zwei Menschenintensiv betreuen. Sie werden engmaschig überwacht. Die Wiederherstellung der körperlichen und seelischen Integrität steht im Vordergrund allen Handelns. Die Regeln und Abläufe sind auf die Patienten und die besonderen Erfordernisse abgestimmt“, erzählt Daniela Wank. Auch für Daniel Paasche macht die Arbeit mit den ihm anvertrauten Patienten seine Tätigkeiten aus. „Außerdem haben wir hier Patienten aus allen Fachabteilungen, so hat man es immer mit wechselnden Anforderungen zu tun. Das gefällt mir.“ Sobald die Patienten stabil sind, werden sie auf eine „Normalstation“ verlegt.

 

 

Wenn Patienten sterben

Aber auch das Sterben gehört bei der Arbeit mit schwerstkranken Menschen zum Alltag. „Damit habe ich umzugehen gelernt“, erzählt Daniela Wank. „Die schlimmen Situationen sind es, über die ich reden muss, sei es im Team, mit den Ärztinnen oder mit meinen Angehörigen und Freunden. Das Sterben und der Tod gehören zum Leben und vor allem auf der Intensivstation dazu. Manchmal muss ich auch weinen, aber dafür schäme ich mich nicht.“ Daniel Paasche berichtet, dass ihn das Sterben nicht so stark mitnimmt. „Wenn ich nach Hause gehe, schalte ich ab. Ich habe schon während meiner Ausbildung gemerkt, dass ich mit schweren Situationen gut umgehen kann.“ Sein Interesse für die Pflege erkannte er bei einem freiwilligen sozialen Jahr nach dem Abitur. Wie war das für ihn als jungem Menschen, als 2020 die Corona- Pandemie kam? „2020 war ich größtenteils in der Anästhesie. Ich fühlte mich jederzeit gut geschützt. Als ich 2021 auf die Intensivstation kam, war ich bereits geimpft.“

Corona auf der Intensivstation

Daniela Wank hat die Zeit der Pandemie auf der Intensivstation hautnah miterlebt. „Es war frustrierend, dass man alles für die Patienten getan hat, und dann sind sie trotzdem verstorben. Vor allem junge, gesunde Menschen ohne relevante Vorerkrankungen. Das hat an mir gezehrt und damit habe ich auch jetzt noch zu kämpfen. Zum Glück hat sich die Lage etwas entspannt und wir hoff en alle, dass wir nicht eine vierte Welle erleben müssen. Es gibt aber auch Positives, zum Beispiel dass man mehr auf sich und andere achtet und dass das Händeschütteln abgeschafft wurde.“ Sie muss weiter zum Blutabnehmen. „Wir lassen eine Blutgasanalyse machen“, erklärt Daniela Wank, „das gehört zur Routine, wenn ich um 13 Uhr meinen Dienst beginne.“ Um solche Abläufe nicht zu stören, gab es während der Pandemie sehr eingeschränkte Besuchszeiten auf der Intensivstation. Ruhe ist wichtig, um gesund zu werden.

„Angehörige spielen aber auch eine wesentliche Rolle. Wir bedauern, dass während der Pandemie häufig keine Besuchenden zugelassen waren. Ausnahmen gab und gibt es, wenn Patienten in der Sterbephase sind. Es war schwierig, den Kontakt nur über das Telefon zu halten. Auch für die Patienten ist es wichtig, vertraute Stimmen zu hören. Ich bin überzeugt, dass sie etwas mitbekommen, auch wenn sie nicht ansprechbar sind“, berichtet Daniel Paasche. Er und seine Kollegin sprechen mit den Patienten, selbst wenn sie beatmet werden oder im Koma liegen. „Dazu ermutigen wir auch die Angehörigen, wenn diese überfordert sind von der Situation und still neben dem Bett stehen. Auch Berührungen helfen.“